Ein Rundgang durch Augsburgs Altstadt
In Augsburg wurde Religionsgeschichte geschrieben. Katholizismus und Reformation trafen hier aufeinander, hier wurden bedeutende, richtungsweisende Verhandlungen geführt und Beschlüsse gefasst. Und ganz besonders trifft das auf das Kloster St. Anna zu, wo dieser Rundgang zu den Sehenswürdigkeiten in Augsburg beginnt.
St. Anna
1321 begann der Karmeliter-Bettelorden mit dem Bau einer Klosterkirche, die nach einem Brand zerstört, erst in der Mitte des 15. Jhdts in seiner heutigen Form wieder errichtet wurde. Martin Luther kam 1518 nach Augsburg und hielt sich während dieser Zeit im Kloster auf. Da er aber seine 95 Thesen nicht widerrufen konnte, floh er aus Angst vor Verhaftung wieder aus der Stadt.Nur einige Jahre später, nachdem sich die Reformation in Augsburg durchgesetzt hatte, wurde Weihnachten 1525 in der Kirche St. Anna das Abendmahl zum ersten Mal in „beiderlei Gestalt“ abgehalten. Später dann, 1732, kümmerte sich der Pfarrer von St. Anna, Samuel Urlsperger, um die aus Salzburg flüchtenden evangelischen Christen und half ihnen bei der Auswanderung nach Amerika.
Sehr viel später dann, im Oktober 1999 unterzeichneten evangelisch-lutherische und katholische Kirchenvertreter die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“, einem Meilenstein in der Ökumene.
Betritt man St. Anna, gelangt man zuerst in den gotischen Kreuzgang, von dem der Zugang zum Innenraum der Kirche St. Anna abgeht. Aus der Werkstatt von Lucas Cranach d.Ä. stammen die bedeutenden Gemälde von Martin Luther und Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen. An der Planung zur Fuggerkapelle, einem frühen Renaissancebau war auch Albrecht Dürer beteiligt.
Vom Kreuzgang aus führt die „Lutherstiege“ in eine Ausstellung über die Reformation in Augsburg, die Confessio Augustana und dem Augsburger Religionsfrieden.
Über die Fußgängerzone der Annastraße führt der Rundgang zu den Sehenswürdigkeiten in Augsburg auf den Fuggerplatz. Hier befinden sich noch die ehemaligen Verwaltungslager und Wohngebäude der Familie „Fugger von der Lilie“ und das Wohnhaus der Welser, einer weiteren Augsburger Kaufmannsfamilie.
St. Moritz
Bischof Brun, ein Bruder des Kaisers Heinrich II begründete 1019 mit seiner geistlichen Gemeinschaft den Bau einer der ältesten Kirchen Augsburgs, St. Moritz. Noch heute ist die Form einer dreischiffigen romanischen Basilika zu erkennen.
Zu seinen Lebzeiten erwarb Jacob Fugger das Patronat der Kirche. Der damit verbundenen Stiftung verdankt die Kirche bis heute bedeutende Kunstwerke.
Die im Weltkrieg schwer beschädigte St. Moritzkirche wurde wieder aufgebaut. Seit 2013 bestimmt die Neugestaltung des britischen Architekten John Pawson die Erscheinung des Innenraums.
Auf dem Rundgang führt die belebte Maximilianstraße zu weiteren Sehenswürdigkeiten in Augsburg. Linkerhand befinden sich die
Fuggerhäuser
1498 zog Jakob Fugger in das Haus seiner Schwiegermutter. Später kaufte er es und erweiterte das Anwesen um benachbarte Häuser. Durch die Zusammenfassung der Gebäude entstand dann 1512 der langgestreckte Komplex mit der auffälligen Bemalung.
Viele bedeutende Persönlichkeiten weilten als Gast der Fugger in diesen Gebäuden, u.a. Maximilian I und Karl V. Albrecht Dürer und Tizian. Im Herbst 1518 trafen sich hier der Kardinal Cajetan und Martin Luther.
In den Fuggerhäusern in Augsburg führt in einem Teil die Fürst Fugger Privatbank die Fuggertradition weiter, durch den zweiten Eingang gelangt man in die drei Innenhöfe mit Arkadengängen, Säulen und Bögen mit dekorativen Malereien.
Schaezlerpalais
1765 ließ sich der Bankier Benedikt Adam Freiherr Liebert von Liebenhofen diesen Rokokopalast erbauen. Im Gebäude selbst glänzt der Rokoko-Festsaal über 2 Stockwerke mit prächtigen Gemälden, Spiegeln, Kronleuchtern, Stuck und Schnitzereien.Hier soll einmal die spätere Marie Antoinette als Vierzehnjährige an einem Abend ihre Schuhe durchgetanzt haben.
Heute befindet sich im Schaezlerpalais in Augsburg die Deutsche Barockgalerie mit Gemälden des 17. und 18. Jahrhunderts.
St. Ulrich und Afra
Zu Zeiten des römischen Kaisers Diokletian wurde im Jahr 304 die heilige Afra ein Opfer der Christenverfolgung. An die Stelle ihres Grabes, das sich zu einem Wallfahrtsort entwickelte, entstanden nacheinander mehrere Kirchenbauten und ein Benediktinerkloster.
Den eigentlichen Namen erhielt die Kirche von dem 973 hier beigesetzten Bischof Ulrich.
Mit dem Bau des heute bestehenden Kirchengebäudes wurde 1467 begonnen. Der auffällige Nordturm mit dem Zwiebelhelm ragt 93 Meter hoch. Das Innere der Kirche bekam zwischen 1604 und 1608 sein Gesicht im Sinne der Gegenreformation, bedeutender ist aber, dass rechtwinklig zur katholischen Kirche St. Ulrich sich die evangelische Ulrichskirche anschließt.
Schon seit der Zeit kurz nach der Reformation, 1526, wird hier nach der Lutherischen Lehre gepredigt. Beide Kirchen sind durch einen Durchgang verbunden und symbolisieren so das religiöse Nebeneinander beider Glaubensrichtungen.
Rotes Tor
Als eines der wenigen Überreste der Augsburger Stadtmauer und Wallanlagen steht das Rote Tor noch heute.
In der heutigen Form, 1620 über einem gotischen Vorgängerbau errichtet, erfüllt es seitdem mehr eine repräsentative als eine Verteidigungsfunktion. Mit seiner ungewöhnlichen rotweißen Ausschmückung zählt es zu den Sehenswürdigkeiten in Augsburg.
Heilig-Geist-Spital
Schon seit dem 13. Jhdt. besteht das heilig-Geist-Spital. Das heutige Erscheinungsbild erhielt es aber 1631 durch die Hand des Augsburger Stadtbaumeisters Elias Holl.Durch den Innenhof zu erreichen liegt das Brunnenmeisterhaus, in dem sich das Schwäbische Handwerkermuseum befindet.
Augsburger Puppenkiste
Generationen von Kindern sind mit den Geschichten aus der Augsburger Puppenkiste groß geworden. Wer denkt nicht gern zurück an die liebevoll in Szene gesetzten Stücke des Marionettentheaters, ob „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“, „Urmel aus dem Eis“, „Kleiner König Kallewirsch“ oder „Der Löwe ist los“.
Seit 1948 gibt es die Augsburger Puppenkiste im Heiligen-Geist-Spital. neben den Aufführungen im Puppentheater erinnert das Museum der Augsburger Puppenkiste an die Höhepunkte der beliebten Marionettenstücke.
Der Rundgang zu den Sehenswürdigkeiten in Augsburg führt nun durch das idyllische Lechviertel. Lassen Sie sich Zeit für das von Kanälen durchzogene Gebiet, das als Viertel der Kürschner, der Färber und der Gerber galt. In den 1960er Jahren verhinderten aufmerksame Bürger den vollständigen Abriss des Viertels, das daraufhin umfassend saniert wurde.
Rechterhand die Barfüßerstraße und die Jakoberstraße hinunter liegt auf der rechten Seite die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit Augsburgs, die
Fuggerei
Als eine der ältesten Armensiedlungen der Welt, durchgängig bis heute im Sinne der Stifter bewohnt, wirkt die Fuggerei schon aufgrund ihrer Größe und Geschlossenheit wie eine „Stadt in der Stadt“.
Jakob Fugger stiftet die Sozialsiedlung schon 1521. Für einen Rheinischen Gulden pro Jahr und täglich drei Gebete für die Familie der Fugger sollten hier „würdige Arme“, also unverschuldet Verarmte und keine Bettler wohnen dürfen. Auch heute zahlen die Bewohner nur den Gegenwert des einen Rheinischen Guldens, das sind umgerechnet nicht einmal ein Euro, nämlich gerade 88 Cent.
In einer Haupt- und mehreren Nebenstraßen reihen sich die zweigeschossigen Häuser aneinander, in denen sich jeweils zwei Dreizimmerwohnungen befinden.
Nach schweren Zerstörungen im 30-jährigen Krieg und im zweiten Weltkrieg wurden sie immer wieder aufgebaut und sind, wie eine Schauwohnung beweist, nach modernen Standards mit allem Komfort ausgestattet.
Auf dem Weg zu den Sehenswürdigkeiten in Augsburg führt der Rundgang jetzt zurück die Barfüßerstraße hoch und rechts durch die Karolinenstraße ins Domviertel
Historisches Domviertel
Hier lag einst die Keimzelle der Römersiedlung, die sich im Mittelalter zur Bischofsstadt wandelte. Damals trennte das Burgtor die Stadt des Bischofs von der Stadt der reichsfreien Bürger.
Dom
Schon zu römischer Zeit war Augsburg Sitz eines Bischofs. Um 800 dann ließ Bischof Simpert eine karolingische Kirche errichten, die aber nach ihrem Einsturz durch einen ottonischen Neubau ersetzt wurde, der 1065 geweiht wurde.
Im 14. Jahrhundert musste die Kirche dem damals zeitgemäßen Stil der Gotik angepasst werden. In dem Zuge wurden die Seitenschiffe verdoppelt, neue Kapellen angebaut und ein neuer, umlaufender Chor wurde angelegt.Von außen wirkt der Dom daher vom Stil und von der Fassadenoptik her sehr uneinheitlich.
Innen befinden sich u.a. mehrere Tafelbilder von Hans Holbein d.Ä. oder der steinerne Bischofthron aus dem 11. Jhdt. Die fünf farbigen Glasfenster aus dem 12. Jhdt. gelten mit ihrer Darstellung der Propheten als ältester Glasgemäldezyklus der Welt.
Auf dem Rückweg unseres Rundganges zu den Sehenswürdigkeiten in Augsburg nehmen wir den direkten Weg durch den hohen Weg und die Karolinenstraße zum Rathausplatz
Augustusbrunnen
Angrenzend an die Stadt des Bischofs entstand an dieser Stelle wohl schon im 10. Jhdt. eine bürgerliche Siedlung. 1594 stellte der Stadtbaumeister Elias Holl den Augustusbrunnen auf, der aber, genau wie ein Großteil der umliegenden Bebauung im zweiten Weltkrieg der Bombardierung zum Opfer fiel.Als Ersatz erhielt der niederländische Bildhauer Hubert Gerhard den Auftrag, eine Statue von Kaiser Augustus, dem Namensgeber der Stadt Augsburg, in Feldherrenausrüstung zu schaffen.
Rathaus
Um den Bischof zu beeindrucken und ihre Stellung gegenüber der klerikalen Obrigkeit zu dokumentieren, ließen die Augsburger durch ihren Baumeister, Elias Holl das eindrucksvolle Rathaus in der Zeit von 1615 bis 1620 errichten.
Als eines der Wahrzeichen der Stadt gehört das Rathaus zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Augsburg. Im Inneren des Renaissancebaus zeigt sich der Reichtum Augsburgs an der prunkvollen Ausstattung, besonders im goldenen Saal.
Während des zweiten Weltkriegs schwer beschädigt, handelt es sich bei der prächtigen Ausstattung zum größten Teil um mit großem Aufwand hergestellte originalgetreue Reproduktionen.
St. Peter am Perlach
Am Ende des Rundganges werfen Sie gern noch einmal einen Blick über die ganze Stadt von der Aussichtsplattform von St. Peter am Perlach, die von Ostern bis Oktober geöffnet ist.
Jetzt ist es spätestens an der Zeit, sich eine Pause zu gönnen. Vielleicht einen Cappuccino in einem der Straßencafés auf dem Rathausplatz.
Bummeln Sie während Ihrer Reise durch die Altstadt von Augsburg und genießen Sie das Ambiente einer Stadt, die schon zu Augustus‘ Zeiten gegründet wurde. Besuchen Sie die Sehenswürdigkeiten in Augsburg, die Museen und Ausstellungen. In der Geschichte von Augsburg erfahren Sie einiges darüber, wie sich Augsburg zu einer Stadt der Buchdruckereien und der Großkaufleute entwickelte.
Es war ein Glück, dass ich diese Seite mit dem Stadtrundgang durch Augsburg gefunden habe. War eine klasse Tour. Sehr interessant und abwechslungsreich. Die 5,5 Stunden die ich mir dafür gegönnt habe, sind wie im Flug vorbeigegangen und jetzt in dieser verrückten Zeit, war ich auch fast der einzige in den Kirchen… Ich habe die Tour genossen, auch ohne den goldenen Saal…. Und viel gelernt habe ich auch 😘
Das hört man wirklich gern. Wie schön, dass jedenfalls solche Wege auch trotz Corona draußen möglich sind.