Grete Minde und der große Brand von Tangermünde
Hat Grete Minde den großen Brand von Tangermünde gelegt?
War sie die Brandstifterin?
13. September 1617 – Tangermünde brennt. Ein Haus nach dem anderen fängt Feuer. Die leichten Fachwerkhäuser brennen lichterloh, nur die steinernen Gebäude, Rathaus und Stephanskirche widerstehen, werden aber schwer beschädigt. Am Ende liegen dreiviertel der über 600 Häuser in Schutt und Asche.
Wer war Grete Minde?
Wer war Grete Minde, die als Schuldige und Brandstifterin benannt wurde und dafür qualvoll auf dem Scheiterhaufen sterben musste?
Eigentlich stammte Grete Minde, oder richtig Margarethe von Minden, aus einer angesehenen, wohlhabenden Patrizierfamilie. Ihr Vater aber, Peter Minde, musste die Stadt wegen einer Mordanklage verlassen. Nach seinem Tod in der Fremde forderte dessen Witwe für ihre Tochter Margarethe den Erbteil ihres Mannes, doch die Familie gibt vor, die Ehe nicht anzuerkennen.
Grete Minde verdingt sich inzwischen als Hausmädchen. Dann lernt sie einen Mann kennen, Tonnies Meilahn. Er macht ihr vor, vermögend zu sein und sie klagen vor Gericht ihren Erbteil ein. Sie bekommt sogar Recht, aber an das Geld kommt sie deshalb noch lange nicht, einzig ein kleines Almosen jedes Mal, wenn sie als Bittstellerin auftritt.
Das junge Paar, Grete ist inzwischen schwanger, verliert schnell den Halt und steht vor dem Nichts. Als ihr Mann sie dann auch noch verlässt, muss Grete sich und ihren neugeborenen Sohn Balthasar mit Betteln und Wahrsagen durchschlagen.
Ausweisung aus Tangermünde
Da das natürlich den Ruf der vornehmen Familie von Minden schadet, setzt die alles daran, Grete und ihren Sohn loszuwerden. Sie veranlassen den Rat der Stadt, Frau und Kind aus Tangermünde auszuweisen.
In der Not sucht ihren Mann und schließt sich der Bande an, die räubernd durch die Altmark zieht. Aber im August 1617 wird sie so krank, dass sie nicht mehr weiter kann. Die Familie eines Kuhhirten in Apenburg nimmt sie und ihren Sohn auf. Dort bleibt sie, bis sie wieder gesund ist. Im Oktober erst bricht sie wieder auf.
Der Prozess
In Tangermünde aber, nach dem Brand am 13. September blieb die Suche nach einem Schuldigen ergebnislos. Erst als Tonnies Meilahn zwei Jahre später festgenommen wird, gerät Grete Minde ins Visier der Ermittlungen. Der Räuber beschuldigte seine Frau, das verheerende Feuer gelegt zu haben aus Rache für ihr betrogenes Erbe.
Über die Tatsache, dass die junge Frau zur Zeit der Brandstiftung krank in Apenburg gelegen hätte, wird schnell hinweggegangen. Unter der Folter, unter der sich jedes Geständnis erzwingen lässt, gesteht sie und wird zum qualvollen Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Am 22. März 1619 wird das Urteil vollstreckt.
Ihrem Mann Tonnies Meilahn allerdings hat die Täuschung auch nichts genützt. Auch er wird zum Tode verurteilt und zusammen mit ihr hingerichtet.
Nicht schuldig!
Über 250 Jahre später nahm sich Theodor Fontane die Geschichte der Grete Minde und des Brandes in Tangermünde als Vorbild für seine Novelle „Grete Minde“. Und dies führte wiederum dazu, dass der Jurist und Historiker Ludolf Parisius 1883 den Vorgang näher untersuchte. Er nahm sich die Gerichtsakten vor und befand Grete Minde im Nachhinein für nicht schuldig an der Brandstiftung, am großen Brand in Tangermünde.
Vielmehr bezeichnete er den Prozess als „grausamen Justizmord“, der den Verantwortlichen doppelten Vorteil brachte. Die Familie von Minden entledigte sich somit endgültig der unbequemen Verwandten und der Stadtrat konnte der Bevölkerung bequem einen Sündenbock präsentieren.
Es ist lebendige Geschichte, auch wenn sie mit einem Justizmord endet. Bemerkenswert sind die erbauten älteren Häuser mit einer Jahreszahl nach 1618. Trotzdem lag zur Zeit des Peter Guntz jun. dreiviertel der Stadt nach dem besagten Brand in Schutt und Asche. Er war verheiratet mit Margarethe von Köppen, die Tochter des kurfürstlichen Rats Dr. Johann von Köppen sen. aus der Immediatstadt Treuenbrietzen, der in Rangsdorf 1611 in der Kirche beigesetzt worden ist.