Karl der Große und die Pfalz in Aachen
Auch wenn sich Karl der Große in Aachen öfter aufhielt, war die Hauptstadt eines Reiches im frühen Mittelalter immer dort, wo der König gerade weilte. Als Reisekönig zog er mit seinem ganzen Hofstaat durchs Reich, regierte, verwaltete und sprach Recht immer von seinem derzeitigen Aufenthaltsort aus. Orte, in denen Pfalzen gebaut wurden, Paläste, die das Gefolge aufnahmen. Und das Gefolge musste dort dann eine Zeit lang ernährt werden, bis es wieder weiterzog.
Karl der Große in Aachen und die heißen Quellen
Auch Aachen war so ein Ort, der darüber hinaus nicht nur über Reste römischer Verteidigungsanlagen verfügte, sondern für Karl auch einen ganz persönlichen Vorteil bot. Karl der Große litt unter Rheuma und Aachen besaß heiße Quellen. Schon die Römer genossen das wohltuend heilende Bad in den Thermalquellen. Genau wie heute zog es schon in der Antike Kurgäste zum Bad nach Aachen. Selbst der römische Kaiser Marcus Aurelius Antonius Caracalla soll im Jahre 215 in Aachen zur Kur gewesen sein.
So verbrachte Karl der Große zunehmend den Winter in Aachen und ließ eine großzügige Pfalz bauen mit einer prächtigen Pfalzkapelle.
Prächtige Pfalzkapelle
Von der Pfalz, die Karl der Große in Aachen bauen ließ, steht noch die Pfalzkapelle, die das Herzstück des nachträglich entstandenen Domes bildet.
Fünf Jahre nach der Kaiserkrönung wurde die achteckige Pfalzkapelle 805 eingeweiht. Das Oktogon stellt eine architektonische Meisterleitung nach dem Vorbild byzantinischer Kirchenbauten dar. Säulen und Marmor ließ Karl aus Rom und Ravenna kommen. Ein Arkadengang umrundet das Achteck, darüber verläuft eine zweistöckige Galerie. Besonders beeindruckend auch die Kuppel mit 15 Meter Durchmesser und einer Höhe von 31 Metern.
Der äußerlich so schlichte Thron besteht aus Marmorplatten aus der Grabeskirche in Jerusalem. Der vergoldete Radleuchter in der Mitte ist eine Gabe Kaiser Friedrich I Barbarossa.
1978 wurde die Pfalzkapelle als erstes deutsches Bauwerk in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen.
Der heilige Karl
Karl der Große ist sogar ein Heiliger, aber deshalb noch lange kein Gutmensch. Kaiser Friedrich I Barbarossa setzte sich für seine Heiligsprechung ein. Das hatte natürlich rein politische Gründe. Schließlich trat er als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches die Nachfolge Karls an, der dann auch noch heilig wäre. Damit konnte er sich auch gegenüber dem französischen König hervortun. Denn die Franzosen sahen Karl als den Gründer ihres Frank(en)reichs an. Gegen den Willen Papst Alexander III überzeugte Friedrich den Gegenpapst Paschalis III, der Karl 1165 in Aachen heiligsprach.
Karl und die Sachsen
Karl trat schon im Alter von 20 Jahren zusammen mit seinem Bruder im Jahr 768 das Erbe seines Vaters Pippin als König der Franken an. Schon drei Jahre später starb sein Bruder und Karl regierte bis zu seinem Tod 814 allein. Weihnachten 800 ließ er sich in Rom zum Kaiser krönen.
Wie damals üblich führte er fast in jedem Jahr seiner Regierungszeit einen Krieg. Mit seinen Eroberungszügen gegen die Mauren, Bayern, Sachsen, Awaren und gegen die Langobarden in Norditalien schuf er ein riesiges Reich im Zentrum Europas vom Mittelmeer bis zur Nordsee, von den Pyrenäen bis nach Ungarn. Besonders widerspenstig gebärdeten sich die Sachsen, die germanischen Stämme im heutigen Westfalen bis zur Elbe hin.
Fast 20 Jahre lang zog er immer wieder gegen die Sachsen, aber auch danach gab es von Zeit zu Zeit erneute Aufstände. Die Sachsen zum Christentum zu bekehren, sah Karl als seine heilige Pflicht an und natürlich musste er auch gegen deren gelegentliche Raubzüge vorgehen. So begann er seinen Feldzug 772 und ließ das besiegte Volk dabei zusehen, wie deren Heiligtum, die Säule Irminsul zerstört und die Priester ermordet wurden.
Mehrmals erhoben sich die Sachsen unter ihrem Anführer Widukind und mehrmals wurden sie unterworfen. Eine entsetzliche Tat aber wird immer mit der Erinnerung an Karl den Großen bleiben. Im Blutgericht von Verden an der Aller von 782 ließ Karl die Köpfe von 4500 gefangenen Sachsen abschlagen.
Karl der Europäer
Das große Reich forderte eine funktionierende Verwaltung. Es reichte nicht aus, die etwa 100 Pfalzen zu bereisen und Recht zu sprechen, er brauchte fähige Verwalter, die auch überall in seinem Sinne handeln konnten. So vereinheitlichte Karl eine Reihe von Maßen und stellte Normen auf.
Das Karlspfund wurde Grundlage des Münzwesens, Karl der Große, der selbst nicht lesen und schreiben konnte, förderte die Bildung und ließ eine leicht lesbare Schrift entwickeln, die karolingische Minuskel. In den Klosterschulen wurde Schreiben, Lesen und natürlich Latein gelehrt, die Sprache, mit der man sich im ganzen Reich verständigen konnte.
Einheitliche Maße und Normen, die Verwaltung und Handel in weiten Teilen Europas erleichtern, eine einheitliche Währung und einheitliche Werte im Zusammenleben, die Ziele Karls des Großen finden wir heute nicht von ungefähr auch in der modernen EU.
Guten Tag,
Vielen lieben Dank für den aufschlussreichen Text, der mir hilft, mich auf meinen Besuch in Aachen nächste Woche vorzubereiten. Ich wollte schon sehr lange nach Aachen, da Karl Der Grosse in der Tat Europas Urvater ist und ich feststellen konnte, dass Karl in meinem Herkunftsland Deutschland genauso wichtig ist wie Charlemagne in Frankreich, wo ich nun schon die Hälfte meines Lebens lebe.
Mit meinen Kindern ist der Besuch in Aachen genauso wichtig wie der in Verdun und in der Normandie.
Die Welt ist klein, und unsere Geschichte haben wir gemeinsam. Lassen Sie uns das Beste daraus machen!
Meilleures salutations,
Karen
Hallo Karen,
besser kann man es nicht ausdrücken. Wir dürfen Auschwitz nicht vergessen, Verdun und die Normandie und wir dürfen uns in Europa freuen über Reisen ohne Grenzen, gemeinsames Geld und eine gemeinsame Geschichte. Viel Spaß in Aachen
Ulrich Höffer
Guten Tag
wenn Sie schon einen Kommentar erhalten, und sonst keine drin sind, sollten Sie so fair sein und diesen einzigen Kommentar auch veröffentlichen.
Danke.
Freundlichen Gruss
Regina, Schweiz
Hallo Regina,
Was soll die Ungeduld? Diese Seiten sind handgemacht und ich gucke mir die Kommentare vor der Veröffentlichung an. Die Feinheiten der Kirchengeschichte sind übrigens nicht mein Thema. Ich glaube, wir würden ohne missionarischen Eifer wesentlich entspannter und friedlicher miteinander leben. Die Zeiten, in denen Herrscher mal eben ein paar tausend Menschen aus missionarischen machtpolitischen Gründen umbringen ließen, sind hoffentlich auf ewig vorbei.
Karl der Grosse war auch gross im Sündigen, und befindet sich mit ziemlicher Gewissheit in der Hölle.
Es wäre jetzt an der Zeit, seine unrühmlichen kirchenspalterischen Missetaten zu thematisieren, und endlich eine wirkliche Einheit der Apostolischen Kirche, mit den Ostkirchen aufzugleisen, wie? Indem das Karolingische „Filioque“ ersatzlos gestrichen wird aus dem „westlichen“ Nicäa-Credo und die Verbindungen zu den Orthodoxen Kirchen eine Vorrangstellung bekommen.
Ein Jude hat erfahren was es mit dem Hl. Geist auf sich hat:
„what’s this Business about the Holy Spirit?“
Roy Schoeman ein ultraorthodoxer Jude aus New York wird Katholisch…
https://www.youtube.com/watch?v=rnlUMyewiB4&t=1593s
Freundlichen Gruss aus der Schweiz