Quacksalber, Schausteller und Arzt
Doktor Eisenbarth ist in der Stadt! Schon Tage vorher kündigten Flugblätter sein Kommen an. Jetzt dringen Trompetenklänge vom Marktplatz herüber. Ausrufer streifen durch die Gassen und lassen es lauthals alle wissen: Doktor Eisenbarth gibt sich die Ehre. Über 100 Reisende, Artisten, Jongleure, Hilfskräfte und weitere Wundärzte und Chirurgen zählen zu seinem Gefolge. Große Aufregung herrscht. Jeder will etwas sehen von Doktor Eisenbarths sagenhaften Heilerfolgen und manch einer ergötzt sich wohl auch an den Schmerzen und dem Elend der armen Kranken.
Die Show des Doktor Eisenbarth
Die große Show, die zu Doktor Eisenbarths Auftreten gehörte wenn er von Ort zu Ort zog und seine Heilkünste anbot, hat ihm durchaus zu Erfolg und Wohlstand verholfen, aber natürlich ließ sie ihn auch als Quacksalber und Scharlatan dastehen.
Johann Andreas Eisenbarth wurde am 27. März 1663 in Oberviechtach in der Oberpfalz geboren und starb in Hannoversch Münden am 11. November 1727. Obwohl er nie einen Doktortitel besaß und auch , vermutlich wegen der hohen Prüfungsgebühren, auf die Meisterprüfung als Handwerkschirurg verzichtete wurde er hochgeehrt. Preußens König Friedrich Wilhelm I ernannte ihn zum Hofrat und Hof-Augenarzt, zahlreiche Landesherren statteten ihn mit Privilegien aus, die es ihm ermöglichten, in großen Teilen Deutschlands herumzureisen, auf den Jahrmärkten aufzutreten und keine hohen Zölle auf seine von ihm produzierten Arzneimittel zahlen zu müssen.
Schon Vater und Großvater betätigten sich als Bruchschneider ( Leistenbruch-Chirurg ), Sauschneider und Chirurg. Er selbst vervollkommnete sich auch in der Kunst des Starstichs. Dabei wurde vorsichtig ins Auge gestochen und die durch den Grauen Star degenerierte Linse beiseitegeschoben. Das rettete viele vor der Erblindung.
Die vielen Privilegien zu Lebzeiten galten auch als Qualitätsnachweis, die ihn von umherziehenden Quacksalbern und Badern unterschied. Einst befahl ihm Preußens König Friedrich Wilhelm I persönlich, nach Stargard zu reisen und einem hohen Offizier, dem Lieutenant von Grävnitz eine Kugel, die am Auge in den Kopf eingedrungen war, herauszuoperieren.
Für seine Operationen, zum Beispiel den Starstich oder das Entfernen hoch sitzender Nasenpolypen, entwickelte Doktor Eisenbarth spezielle Instrumente, die als Vorläufer der heute verwendeten Chirurgischen Instrumente gelten.
Doktor Eisenbarth starb am 11. November 1727 bei einem Aufenthalt in Hannoversch Münden. An dem Haus in der Langen Straße 79, früher ein Gasthaus, in dem er übernachtete, erinnert heute eine Statue an den berühmten Gast. Sein Grab ist auf dem Friedhof in Hann.-Münden zu besichtigen.
Ich bin der Doktor Eisenbarth
Auch heute noch berühmt ist Doktor Eisenbarth aber hauptsächlich durch ein Spottlied aus dem Jahre 1800. Dieses Spottlied mit Figurenspiel ist täglich am Rathaus zu hören. Dort wird auch im Sommer jeden Samstag Sprechstunde von Dr. Eisenbart gehalten. Ein Theaterstück in Versform erzählt von den Behandlungen in der damaligen Barockzeit. Auch das zählt auch zu den Sehenswürdigkeiten in Hann. Münden.
Das Spottlied ist in einigen Versionen überliefert, gelegentlich wurden auch Strophen je nach Anlass dazu gedichtet. Dieser Text wurde der Seite www.eisenbarth-koeln.de entnommen.
widewidewitt, bum, bum,
kurier die Leut auf meine Art,
widewidewitt, bum, bum,
Kann machen, dass die Blinden gehn,
widewidewitt, juchheirasa
und dass die Lahmen wieder sehn.
Widewidewitt, bum, bum.2.
Zu Potsdam operierte ich,
den Koch des großen Friederich.
Ich schlug ihm mit dem Beil vorn Kopf,
gestorben ist der arme Tropf.3.
Zu Ulm kuriert ich einen Mann,
dass ihm das Blut vom Beine rann.
Er wollte gern gekuhpockt sein,
ich impfts ihm mit dem Bratspieß ein.4.
Des Küsters Sohn in Dideldum,
dem gab ich zehn Pfund Opium,
drauf schlief er Jahre, Tag und Nacht,
und ist bis heut nicht aufgewacht
5.
Es hatt ein Mann in Langensalz
nen zentnerschweren Kropf am Hals,
den schnürt ich mit dem Waschseil zu,
probatum est: – nun hat er Ruh.
6.
Zu Wien kuriert ich einen Mann,
der hatte einen hohlen Zahn.
Ich schoss ihn aus mit der Pistol,
dem Mann, dem ist jetzt immer wohl.
7.
Das ist die Art, wie ich kurier,
sie ist erprobt, ich bürg dafür!
Dass jedes Mittel Wirkung tut,
schwör ich bei meinem Doktorhut!