Ein Rundgang durch Erfurts Altstadt
St. Severi
Kaum ein Bild zweier Kirchen ist so eindrucksvoll wie das Nebeneinander vom Dom St. Marien und St. Severi in Erfurt. Zusammen mit der Freitreppe dazwischen sollten Sie diese Sehenswürdigkeiten in Erfurt vom Domplatz aus in Ruhe aufnehmen.
Schon früh wirkten auf dem Domberg die Nonnen des Benediktinerklosters St. Paul. Im Jahre 742 erhob Bonifatius die vorhandene Taufkirche zur Bischofskirche. 1154 wurde an dieser Stelle mit dem Bau einer romanischen Basilika begonnen mit jeweils einem Turm rechts und links und einem überragenden Mittelturm. Ausgebaut und vollendet wurde sie aber erst in gotischem Stil in der Mitte des 14. Jhdt. Wegen ihrer ungewöhnlichen Bauform gehört die Severikirche zu den bedeutenden gotischen Bauten.
Dom St. Marien
Als zweite Kirche entstand zwischen 1278 und 1340 aus einem romanischen Anfang eine fünfschiffige gotische Hallenkirche, der Dom St. Marien. Um die Kirche endgültig zu vergrößern, verlängerte man einfach den Berg mithilfe eines dreigeschossigen Unterbaus. Auf diesen vierzehn Meter hohen „Kavaten“ entstand bis 1370 ein 26 Meter hoher Chor. Auch später wurde dieser Dom St. Marien regelmäßig ausgebaut, verändert und verbessert.
Der Besucher, durch das Südportal eintretend, wird gleich durch den um 1375 entstandenen sitzenden Severus begrüßt. Die älteste Figur ist die „Rheinische Madonna“ aus Sandstein aus dem Jahre 1350.
In der Schatzkammer des Domes werden auch die Reliquien des heiligen Bonifatius ausgestellt, im offenen Seitenraum des Chorhalses steht die „Erfurter Madonna“, eine Skulptur aus dem Jahre 1160. Der um 1420 aufgestellte Einhornaltar gehört zu den schönsten Arbeiten im Domschatz.
Beeindruckende Sehenswürdigkeiten in Erfurt stellen in dieser Kirche auch die fünfzehn farbigen Chorfenster, jeweils 18 Meter hoch und 2,50 Meter breit dar. Die meisten Fenster stammen aus der Zeit vor 1420.
Über 500 Jahre alt und noch immer im Dienst klingt die wohl berühmteste Glocke der Welt, die Gloriosa, über Erfurt. 1497 geschaffen, verfügt die Glocke über einen Durchmesser von fast drei Metern, ist 2,57 Meter hoch und fast 11,5 Tonnen schwer. Heute darf sie allerdings nur noch an hohen Feiertagen geläutet werden.
Zitadelle Petersberg
Auf dem Rundgang zu den Sehenswürdigkeiten in Erfurt wählen wir den Weg vom Domhügel zum Petersberg hinauf an den Pfarrhäusern vorbei und erreichen den um 1125 errichteten quadratischen Bonifatiusturm. Der ursprüngliche Wehrturm wurde 1624 mit einer Bonifatius geweihten Kapelle erweitert.
Heinrich IV ließ 1080 das alte Kloster auf dem Petersberg und Erfurt selbst zerstören, da die Stadt den Gegenkönig Rudolf von Schwaben unterstützt hatte. Anfang des 12 Jhdt. wurde an dieser Stelle die romanische Peterskirche errichtet. Aufgrund des Reichtums des Petersklosters fanden hier Reichstage und Synoden statt, Kaiser und Könige hielten sich hier immer wieder für längere Zeit auf.
Die Reformationszeit und die anschließenden Bauernkriege überstand das Kloster noch, aber 1664, als der Mainzer Erzbischof und Kurfürst die Stadt unterwarf, wurde auf dem Petersberg die Zitadelle errichtet gegen äußere Feinde genauso wie gegen die widerspenstigen Erfurter. Der Petersberg verwandelte sich in ein sternförmiges Bollwerk mit Bastionen, Verbindungswällen, Gräben und einer Zugbrücke, mit Kasernen, dem Kommandantenhaus und dem beeindruckenden Peterstor.
Die Besatzer wechselten, nachdem 1802 Erfurt an Preußen fiel. Zwischen 1806 und 1814 nutzte die französisch-napoleonische Armee die Zitadelle, später bauten wiederum die Preußen innerhalb der Festung eine weitere Festung, in die sich die Besatzung im Notfall zurückziehen konnte. Mit der Reichsgründung 1871 verlor der Petersberg als Festungsanlage seine Bedeutung.
Erfurter Domplatz
Als die Preußen 1813 die Festung auf dem Petersberg beschossen, zerstörten sie gleichzeitig fast 200 Häuser auf der Nordseite des Domplatzes. Erst seitdem zeigt er sich in seiner heutigen Ausdehnung.
Der Obelisk erinnert an den Mainzer Erzbischof Joseph von Erthal, der am 17. Mai 1777 Erfurt besuchte. An der Südseite des Domplatzes fällt vor allem das Gasthaus Zur hohen Lilie auf. Hier genossen schon 1341 ein Braunschweiger Herzog und der Erzbischof aus Bremen gemeinsam ihr Bier. Auch Luther betrat das Gasthaus 1522 in der Verkleidung als Junker Jörg.
Altstadt
Auf unserem Rundgang bieten die Straßen und Gassen in der Altstadt auf dem Weg zur Krämerbrücke immer wieder neue Einblicke und Sehenswürdigkeiten in Erfurt.
Im Waidspeicher in der Mettengasse ist heute ein Puppentheater und ein Kabarett beheimatet und auch das Naturkundemuseum in der Großen Arche ist in einem ehemaligen Waidhaus aus dem Jahre 1577 untergebracht.
Hohe Dächer mit Gauben besetzt weisen darauf hin, dass in diesen Waidhäusern die Waidballen gelagert und aufbewahrt wurden. In den Waidmühlen wurden die Blätter zerquetscht und in handgroße Bälle geformt. Getrocknet wurden diese an die Waidjunker verkauft. Zum Winter hin wurden die Bälle zerstoßen und mit Wasser und Urin getränkt. In dieser Zeit stank der Erfurter Reichtum dann regelrecht zum Himmel und da der Vorgang zum Blau färben einige Zeit dauerte und das Blau erst durch das Trocknen an der Luft zum Vorschein kam, hieß das Rumstehen ud Warten einfach „blau machen“.
Der Weg durch die kleine Arche führt zur frühgotischen Predigerkirche. Die heute evangelische Kirche ist von einem sehr reichen Erfurter Dominikanerkloster übriggeblieben.
Der Paulsturm von 1465 ist nur an den Tagen zum offenen Denkmal zu besichtigen. 1736 brannte die dazugehörige Paulskirche aus und wurde abgerissen.
Auch in der Marktstraße reihen sich die Sehenswürdigkeiten in Erfurt aneinander wie das barocke Haus „Zum Großen Pflug“ oder das Haus „Zum Güldenen Schwanenring“.
An der Ecke zur Allerheiligenstraße, einer bezaubernden Altstadtstraße, passt sich die katholische Allerheiligenkirche genau dam Straßenverlauf trapezförmig an. Ihr Kirchturm ist der höchste in der Altstadt.
Im Haus „Zum Güldenen Stern“ wurde 1473 der erste Ablassbrief gedruckt.
Fischmarkt
1293 wurde der Fischmarkt das erste Mal erwähnt. An diesem alten Handelsplatz baute die Oberschicht Erfurts ihre Häuser und zeigte stolz ihren Reichtum. 1562 baute der Ratsherr Jacob Naffzer sein Haus „Zum Roten Ochsen“ und stattete das Gebäude mit einer prächtigen Renaissancefassade aus. Heute befindet sich die Kunsthalle Erfurt in diesem Haus.
Der römische Krieger vor dem Rathaus spiegelt einerseits das Streben der Erfurter Bürger nach Selbstständigkeit und andererseits die Herrschaft der Mainzer Erzbischöfe wieder. Für die einen verkörperte er die die Freiheit symbolisierende Figur des Roland wieder, für die anderen galt er als Heiliger Martin, der Schutzheilige von Bistum und Stadt Erfurt.
Als bedeutendste Sehenswürdigkeit am Fischmarkt gilt das 1882 eingeweihte neugotische Rathaus. Der Festsaal wird bestimmt von dem Gemäldezyklus zur Erfurter Geschichte von Peter Janssen. Unter anderem zeigt das Werk auch Bonifatius, der die germanische Kulteiche fällt.
Dass Till Eulenspiegel auch in Erfurt seine Narreteien trieb, zeigt die Figur vor dem Haus „Zur Narrenschelle“. Sie zeigt den Narr, wie er gerade einem Esel das Lesen beibringt.
Krämerbrücke
Unser Rundgang zu den Sehenswürdigkeiten in Erfurt führt uns jetzt zu bzw. über Deutschlands einzige bebaute und bewohnte Brücke. 120 Meter lang und 19 Meter breit führt die 1156 erstmals erwähnte Krämerbrücke über die Gera, die hier Breitstrom heißt. Wie der Name Krämerbrücke schon sagt, wurde hier schon immer gehandelt. heute reiht sich ein kleines Lädchen, eine Kunsthandwerker-Werkstatt oder Galerie an die andere – hauptsächlich natürlich mit allerlei Nützlichem und Unnützem für die Touristen.
Von außen sollten Sie unbedingt auch einen Blick auf die Nordseite der Krämerbrücke mit den prächtigen Fachwerkfassaden werfen.
Michaelisstraße
Die Michaelisstraße, die schräg auf den Benediktsplatz und damit auch zur Krämerbrücke führt, wird auch Erfurts „steinerne Chronik“ genannt.
Fast jedes Haus hat seine besondere Geschichte zu erzählen. So betrieb Mathes Maler eine der ersten Druckereien in Erfurt. Hier ließ Luther drucken und auch Adam Riese, dessen Name durch seine neue einfache Art zu rechnen berühmt wurde.
In der Michaeliskirche wurde Luther zum Priester geweiht. Heute finden hier Konzerte und Orgelandachten statt.
Alte Synagoge
In einer Seitenstraße der Michaelisstraße befindet sich in der Waagegasse Nr. 8 die alte Synagoge aus dem späten 11. Jhdt. Aber während einer großen Pest wurden die Juden als „Brunnenvergifter“ beschuldigt und 1349 bei einem Pogrom erschlagen, vertrieben und verjagt. Danach wurde das Gebäude als Lager und als Gastwirtschaft genutzt und erst 1988 wiederentdeckt.
Seit 2009 befindet sich hier das Museum und die Begegnungsstätte „Alte Synagoge“ unter anderem mit dem „Erfurter Schatz“, dem Besitz eines jüdischen Kaufmanns, der das Progrom nicht überlebte. 2023 wurde das jüdische Erbe Erfurts, die Alte Synagoge, die Mikwe und das Steinerne Haus als UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen.
Augustinerkloster
Rechts von der Michaelisstraße über die Augustinerstraße finden wir das Augustinerkloster. 1276 begannen Augustinermönche mit dem Aufbau eines Klosters mit Kirche in Erfurt. Am 17. Juli 1505 trat Martin Luther in das Augustinerkloster ein. Er hatte anfangs Jura studiert, schwor sich aber während eines starken Gewitters, dass, sollte er das Unwetter überleben, er Mönch werden würde. Das Kloster wird heute auch als Tagungs- und Begegnungsstätte genutzt.
Bummeln Sie während Ihrer Städtereise durch die Altstadt von Erfurt und genießen Sie die besonders das mittelalterliche Ambiente der Stadt. Unternehmen Sie einen Rundgang zu den Sehenswürdigkeiten in Erfurt und besuchen Sie die Museen und Ausstellungen. In der Geschichte von Erfurt erfahren Sie einiges über die bewegte Geschichte der Stadt.
Foto oben: Petra Dirscherl pixelio.de