Romanik – Rundbögen
Die Romanik ist seit dem Untergang des Römischen Reiches die erste europäische Kunstepoche mit ganz typischen Merkmalen. Wir erkennen die romanischen Bauten an ihren Rundbögen, Rundbogenfenstern, blockartigen Kapitellen (Säulenabschlüsse) und den massiven, wuchtigen Wänden.
Ab etwa dem Jahr 950 verbreitete sich die Romanik in Europa. Und während sich in Frankreich schon ab 1130 die Gotik entwickelte, blieb die Romanik in anderen Ländern, also auch in Deutschland noch 100 Jahre länger führender Kunst- und Baustil bleibt.
1818 bezeichnete der Franzose Charles de Gerville erstmals diesen Rundbogenstil als „romanesque“. Und wirklich fußt die romanische Architektur stark auf der Baukunst der antiken Römer.
Romanische Kirchen
Von den romanischen Bauwerken sind uns hauptsächlich Kirchen und Burgen erhalten. Ursprünglich übernahmen die romanischen Kirchenbauten die Form einer römischen Basilika. Dabei wird ein langer Raum, das Hauptschiff, von zwei niedrigen Seitengängen rechts und links, den Seitenschiffen flankiert. Zu Anfang wurden sie noch von einer flachen Holzdecke geschlossen, später setzten sich auch Tonnen- und Kreuzgratgewölbe durch.
Mit der Romanik entwickelten sich nach und nach bestimmte Formen im Kirchenbau, wie wir sie heute kennen. Um das christliche Kreuz zum Beispiel auch im Grundriss nachzubilden, wird das Mittelschiff von einem Querschiff durchkreuzt, das seitlich auch über die Seitenschiffe herausragt.
Standen in der vorromanischen Zeit die Glockentürme noch frei neben dem Kirchenbau, wurden sie besonders in der nordeuropäischen Architektur der Romanik in den Baukörper integriert. Nach der Jahrtausendwende entstanden gerade in Frankreich und Deutschland auch Zweiturmfassaden. Einzelne Kirchen besaßen sogar bis zu sechs Türme.
Chor und Apsis
Schon in der römischen Basilika gliederte man der großen Halle einen halbkreisförmigen Raum an, die Apsis, in der oft einer Götterfigur gehuldigt wurde. In der christlichen Kirchen richtete man die Apsis an der Stirnseite der Kirche nach Osten hin aus und setzte hier den Altar ins Blickfeld der Gemeinde. In den großen Kirchen wurde zwischen Apsis und Halle noch ein Raum gesetzt für Mönche bzw. Kanoniker, die die Messtexte sangen. Beide Räume bildeten den leicht erhöhten Chor. Darunter lag die Krypta, in der Heilige und Würdenträger bestattet wurden.
Burgen und Pfalzen
Zur Zeit der Romanik bestanden die Städte in Mittel- und Nordeuropa fast ausnahmslos aus Holzhäusern, die nicht erhalten sind. Daher sind nur wenige Steinhäuser zu finden, zum Beispiel das Dreiköniginhaus in Trier.
Anders bei den aus Stein errichteten Burgen der Landesherren und den Kaiserpfalzen, die oft nach vielen Umbauten und Restaurierungen über die Jahrhunderte hinweg noch heute zugänglich sind, zum Beispiel die Kaiserpfalz in Goslar oder der Palas der Wartburg. Andere Bauwerke wurden nach altem Vorbild wieder rekonstruiert wie die Burg Dankwarderode in Braunschweig. Der Sitz Heinrichs des Löwen wurde um 1900 in neoromanischen Stil wieder aufgebaut.
Frühromanik (ca. 950 – 1070)
Um diese Zeit entstanden in vielen Teilen Europas junge Klöster und Klosterkirchen. Die noch erhaltenen Klöster zeugen heute von früher romanischer Baukunst wie zum Beispiel die Michaeliskirche in Hildesheim.
Massive Wände, wuchtige Pfeiler und Säulen sollten nicht nur die Statik liefern für die beeindruckende Größe der Kirchen – alles zur Ehre Gottes – sie dienten auch der Verteidigung gegen Angriffe von außen.
Die schwere, schmucklose Bauweise – auch die Kapitelle verloren ihre Verzierungen und wurden zu blockartigen, würfelförmigen Abschlüssen – galt aber auch als Gegenentwurf zu den kunstvollen Bauwerken des frühen Mittelalters nach oströmischem oder orientalischem Vorbild wie die Pfalzkapelle Karls des Großen in Aachen.
Hochromanik (ca.1070 – 1150)
In der Hochromanik entwickelte sich eine leichtere und schmuckvolle Bauweise. Viele regionale Eigenheiten bildeten sich heraus. Auch italienische Einflüsse machten sich bemerkbar, zum Beispiel mit plastischen Figuren wie an der Quedlinburger Stiftskirche.
Spätromanik (ca. 1150 – 1250)
Während sich zu dieser Zeit in Frankreich schon erste Formen der Gotik entwickelten, wurde in Deutschland noch etwa 100 Jahre nach Art der Romanik gebaut. Trotzdem beeinflussten einzelne Charakteristika auch hierzulande Architektur und Kunst. Mit Freude wurden Bauwerke und Innenräume mit reichhaltigen Dekorationen ausgestaltet. Vermehrt treten Doppelturmfassaden auf. Größere Räume werden jetzt meistens mit einem Kreuzgratgewölbe mit Rundbögen gedeckt.
Malerei und Plastiken
Um besonders Kirchenbauten zu schmücken, tauchen ab der Hochromanik häufig figürliche Plastiken auf, Heiligenfiguren, aber auch Dämonen und Tierfiguren, die der Darstellung christlicher Inhalte und der christlichen Mission dienen.
Straße der Romanik
1993 wurde die Straße der Romanik, die sich an vielen herausragenden romanischen Bau- und Kunstwerken vornehmlich in Sachsen-Anhalt orientiert, eingerichtet. Mit Zentrum Magdeburg führt die Straße der Romanik über eine Nord- und eine Südroute über 1000 Kilometer zu Burgen, Klöstern und Kirchen. Zu der Zeit dehnte sich das Reich gerade noch Osten aus. Die sächsischen Kaiser und Könige eigneten sich das slawisch bewohnte Land unter dem Mantel der Christianisierung an, nicht ohne häufig das Schwert einzusetzen. In 65 Städten und Dörfern wird Geschichte erlebbar gemacht.
www.strassederromanik.de
Foto oben: Trier Dom, Rike pixelio.de