Rattenfänger und Renaissance
Ein Besuch der Altstadt von Hameln geht nicht, ohne der Geschichte vom Rattenfänger von Hameln zu begegnen. Aber es sind die historischen Fachwerkhäuser und die prächtigen Fassaden der Kaufmannshäuser im Stil der Weserrenaissance, die die Altstadt von Hameln so reizvoll machen.

Altstadt von Hameln – Rettung in letzter Minute
Um ein Haar wäre nicht mehr viel übrig von der Altstadt von Hameln. Anfang der 1970er Jahre sollte das alte Fachwerk großflächig abgerissen werden und durch modernen Wohnungsbau, sprich sechsstöckige Hochhausblocks, ersetzt werden. Eine Frau rettete die Innenstadt. 1968 begründete Elsa Buchwitz die “Vereinigung Hamelner Bürger zur Erhaltung ihrer Altstadt” mit und kämpfte gegen die Stadtvertreter um den Erhalt der alten Bausubstanz. Nach und nach fanden die einzelnen Häuser Liebhaber, die sie unter hohem Aufwand restaurierten. Auch Bund und Land gaben Fördergelder für die Altstadtsanierung.
Endlich wurden die Oster- und die Bäckerstraße zur Fußgängerzone umgestaltet mit vielen Geschäften und Cafés, ein Zentrum für die ganze Stadt und weiterer Umgebung. 1984 erhielt Elsa Buchwitz, auch Trümmer-Elsa genannt, für ihren Einsatz zur Rettung der Altstadt von Hameln das Bundesverdienstkreuz.
Weserrenaissance

Eigentlich sind Renaissancebauten eher durch eindeutige Formen und Schlichtheit gekennzeichnet. Aber gerade in der Zeit ab 1520 bis zum 30-jährigen Krieg 1618 blühte der Handel an der Weser. Adel und Kaufleute verdienten viel Geld und sie zeigten ihren Reichtum auch gerne. So kam es entlang der Weser zum Bau von prächtigen Schlössern und Bürgerhäusern. Auch die Städte leisteten sich repräsentative Rathäuser. Da sich darüber hinaus besondere Stil- und Schmuckelemente entwickelten, spricht man vom Stil der Weserrenaissance. In der Altstadt von Hameln sind es unter anderem das Leisthaus, das Hochzeitshaus und das Rattenfängerhaus, die typisch sind für diesen Baustil. So ist der Giebel des Leisthauses mit diamantförmigen Steinen verziert. An anderen Stellen werden Masken und Köpfe angedeutet, es gibt Verzierungen in Schnecken- und Muschelform, Inschriften leuchten farbig abgesetzt hervor. Besonders auffällig und nach italienischem Vorbild gestaltet, stechen die oft vergoldeten Fächerrosetten hervor.
Der Rattenfänger von Hameln
In der Altstadt von Hameln ist sie allgegenwärtig, die Geschichte, die Hameln berühmt machte: die Geschichte vom Rattenfänger von Hameln.

Im Jahre 1284 bot ein bunt gekleideter Flötenspieler an, die Stadt von der Ratenplage zu befreien. Und so blies er auf seiner Flöte, dass ihm die Ratten folgten. Und er führte sie in die Weser, wo sie ertranken. Aber die Bürger der stadt wollten ihm seinen Lohn nicht zahlen. Da verließ der Flütenspieler die Stadt, kehrte aber nach einiger Zeit zurück und blies noch einmal die Flöte. Jetzt aber folgten ihm die Kinder der Stadt und er führte sie in eine nahe Höhle, in der sie verschwanden und nie wieder auftauchten.
Trotzdem – oder gerade weil es in der Geschichte eigentlich um ein Tier geht, das wohl niemandes Sympathie genießt, um unsoziale Bürger, die für eine Leistung nicht bezahlen wollten und um eine über hundertfache Kindesentführung ohne Happy End – ist die Geschichte fast überall in der Welt bekannt und lockt Gäste von überall her an die Weser um die Altstadt von Hameln zu besuchen. Zu den unterschiedlichsten Gelegenheiten tritt der Rattenfänger als buntgekleideter Flötenspieler in den Gassen der Altstadt von Hameln auf. Bronzeratten sind im Straßenpflaster eingelassen, es gibt Ratten als Kuscheltier aus Plüsch zu kaufen, Rattenfänger aufgedruckt auf T-Shirts und Schokoladenrattenfänger.

Fischpforten und Hamelner Loch
Weil die Händler von der Weser her kommend mit ihrem Fisch den Weg durch eine schmale Pforte in der Stadtmauer nehmen mussten und dann die Gasse hoch zum Markt, erhielt die Straße im Mittelalter den Namen Fischpfortenstraße. Dort an der Weser mussten vorbeifahrende Schiffe auch das “Hamelner Loch” passieren. Um am unteren Weserwehr vorbei zu kommen, mussten Sie ohne Ladung herabgelassen oder mit einer Winde heraufgezogen werden. Die Gebühren dafür bedeuteten für die Stadt eine sichere Einnahme.
Wilhelm Busch besuchte oft seine Verwandten in der Fischpfortenstraße 11. Dann soll er schon um 6 Uhr morgens in der Weser gebadet haben.
Bummeln Sie während Ihrer Städtereise durch die Altstadt von Hameln. Unternehmen Sie einen Rundgang zu den Sehenswürdigkeiten in Hameln und besuchen Sie die Museen und Ausstellungen. In der Geschichte von Hameln erfahren Sie einiges über Anfänge und Entwicklung der Rattenfängerstadt.