Schweden am Strelasund
Die Geschichte von Stralsund beginnt schon lange vor der Stadtgründung. Bis ins Mittelalter hinein, bis in die Mitte des 12. Jhdts., lebten auf Rügen und dem angrenzenden Festland die Ranen, eine der letzten nichtchristlichen Völkerschaften Mitteleuropas, die ihre politische Unabhängigkeit bis dahin erhalten konnten. Der westslawische Stamm verehrte den Gott Svantevit in seinem religiösen Zentrum, der Jaromarsburg am Kap Arkona auf der Insel Rügen.
1168
Waldemar I, König der Dänen, erobert das Gebiet der Ranen, die daraufhin den christlichen Glauben annehmen. Die slawischen Fürsten werden Lehnsmänner der dänischen Krone.
An einer günstig gelegenen Stelle am Strelasund lagerten die Dänen zu dieser Zeit ihre Schiffe während der Kriegszüge ins Landesinnere. Gleichzeitig befand sie hier schon länger ein slawisches Fischerdorf, denn die umliegenden Gewässer waren reich an Hering. Und so siedelten sich auch Kaufleute im Ort an.
1234
Am 31. Oktober 1234 verlieh Fürst Wizlaw I. zu Charenza (Rügen) dem Fischerdorf Stralow am Strelasund das Lübische Stadtrecht. Davon profitierten einerseits die Fürsten, aber auch die Kaufleute.
Deutsche Besiedlung
Die Christianisierung zog bald Siedler aus den westlichen Gebieten, Niedersachsen, Westfalen, Holsteiner, Friesen, Holländer und Flamen in den Raum östlich der Elbe. Um 1300 stammten wohl schon zwei Drittel aus dem Westen und nur ein Drittel zählte noch zur ursprünglichen slawischen Bevölkerung, die nach und nach die deutsche Sprache übernahm.
1240
Witzlaw I. bestätigt die Stadtrechtsverleihung und erwähnt erstmals den Namen Stralesund. Er garantierte auch die Zollfreiheit im gesamten Fürstentum. Die junge Stadt entwickelt sich zu einem blühenden Handelszentrum.
1249
Eine Flotte aus Lübeck überfällt die junge Konkurrenz Stralsund und zerstört die Stadt. Die Bewohner bauen sie aber schnell wieder auf.
Hansestadt Stralsund
Den Kaufleuten entlang der Ostseeküste sahen ihr Wohl eher im Zusammenschluss als in dauerndem Streit. So konnten sie auch ihre Interessen gegenüber dem Adel besser durchsetzen. Nach und nach schlossen die Städte an der Ostsee von Lübeck bis Anklam einzelne Bündnisse untereinander.
1293
Lübeck, Wismar, Rostock, Greifswald und Stralsund verpflichten sich zu gegenseitigem Beistand, also auch das Aufstellen gemeinsamer Kriegsflotten. Damit legten sie den Grundstein für den Städtebund der Hanse („Hanse“ bedeutet „Schar“).
Der Stralsunder Frieden
1370
Der Friedensschluss in Stralsund beendet die Kriege der Hansestädte gegen Dänemark. Stralsund blüht auf.
1391
Obwohl vom steigenden Wohlstand die ganze Bevölkerung profitierte, lag die politische Macht in der Hand weniger Familien. Im Stralsunder Rat hatte seit 1361 der Bürgermeister Bertram Wulflam das Sagen. Er bewohnte am Alten Markt ein prächtiges Handels- und Wohnhaus, das Wulflamhaus. Im Laufe der Zeit gebarte er sich immer selbstherrlicher, während sein ebenso herrschsüchtiger Sohn der Stadt einige Niederlagen im Kampf gegen Seeräuber einbrachte. Erst 1391 konnte der Ratsherr Karsten Sarnow diese vernichtend schlagen. Daraufhin setzte er am 2. Mai 1391 eine Reform der Stadtverfassung durch, die Handwerkern und Ämtern mehr Einfluss versprach.
Allerdings führte eine Missernte in diesem Jahr sowie der Druck der anderen Hansestädte dazu, dass die alte Verfassung schon 1392 wieder eingesetzt wurde. Die Wulflams kehrten aus dem Exil in Lübeck zurück, während Sarnow auf dem Alten Markt hingerichtet wurde.
Reformation
1523
In Norddeutschland verbreitete sich die Reformation zu Beginn der 1520er Jahre schnell. Zwei ehemalige Klosterschüler, Christian Ketelhot und Johann Kureke, strandeten auf der Flucht nach Livland 1523 in Stralsund, blieben dort und predigten.
Schwedenzeit
Im 16. Jhdt. löste sich die Hanse allmählich auf. Stralsund verlagerte damit seine Handelsinteressen vermehrt in Richtung Dänemark und auch nach Schweden.
Im 30-jährigen Krieg verdrängten die kaiserlichen Truppen die Dänen aus Pommern. Nachdem zuerst Wismar, dann Rostock kapitulierte, flohen die mecklenburgischen Herzöge nach Dänemark und Wallensteins Armee besetzte Pommern.
1628
1628 belagerte Wallenstein Stralsund. Daraufhin eilten auf Bitten des Rates dänische und schwedische Truppen der Stadt zu Hilfe. Mit diesem Hilferuf stellte sich Stralsund offiziell gegen Reich und Kaiser und band sich an Gustav Adolf von Schweden, die Schwedenzeit begann. Im Westfälischen Frieden 1648 wurde die Zugehörigkeit zu Schwedisch-Pommern noch einmal bestätigt. Der Abzug Wallensteins aber wird heute jedes Jahr in Stralsund mit den Wallensteintagen als Stadtfest gefeiert.
1678
Kurzfristig wurde Stralsund von brandenburgischen Truppen angegriffen, die Stadt kapituliert, die Schweden durften ehrenvoll abziehen. Doch schon ein Jahr später gelangt Stralsund durch Friedensverhandlungen wieder zu Schweden.
1720
Im Großen Nordischen Krieg werden die schwedischen Gebiete auf dem Kontinent von Truppen Sachsens, Russlands und Dänemarks besetzt. Aber mit dem Frieden von Frederiksborg kam Stralsund wieder ins schwedische Reich. Ab 1720 bis 1815 war Stralsund die Hauptstadt von Schwedisch-Vorpommern.
Franzosenzeit
1807
Als nach dem Sieg bei Jena-Auerstedt die Franzosen unter Napoleon ganz Norddeutschland besetzten, bedrohten sie auch Schwedisch-Pommern. Nach der für die Franzosen siegreichen Schlacht bei Ferdinandshof schließen Franzosen und Schweden einen Waffenstillstand, was für Stralsund bedeutete, dass die Stadt nicht wieder belagert wurde und erst einmal schwedisch bleiben konnte.
1807 machte König Gustav IV. Adolf Stralsund zu seinem Hauptquartier. Die Preußen unter Blücher sowie Truppen aus England und Finnland sammelten sich in Stralsund im Kampf gegen Napoleon. Schweden hob den Waffenstillstand auf, doch darauf rückten die Franzosen wieder in Pommern vor. Und weil Russland und Preußen inzwischen mit Frankreich einen Waffenstillstand eingegangen waren, stand Schweden alleine da und französische Truppen besetzten Stralsund.
Preußenzeit
1815
Im Zuge des Wiener Kongresses wurde Stralsund und Vorpommern Preußen zugeschlagen.
1863
Mit der Angermünde-Stralsunder Eisenbahn wird Stralsund mit Berlin und Stettin verbunden.
1945
Am 1. Mai 1945 rückt die Rote Armee in Stralsund ein und beendet damit für die Stadt den Zweiten Weltkrieg und die Zeit der Nationalsozialisten. Bis 1949 gehört die Stadt zur sowjetischen Besatzungszone.
1949
Gründung der DDR
1990
Teil des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Seitdem trägt die Stadt auch wieder den Namenszusatz Hansestadt.
Bummeln Sie während Ihrer Städtereise durch die Altstadt von Stralsund. Unternehmen Sie einen Rundgang zu den Sehenswürdigkeiten in Stralsund und besuchen Sie die Museen und Ausstellungen. In der Geschichte von Stralsund erfahren Sie einiges über die Geschichte dieser alten Hansestadt.