Elisabeth und die Religion
Eiszeitliche Funde von Scherben und anderen Werkzeugen lassen auf eine urgeschichtliche Besiedlung Marburgs vor ungefähr 50.000 Jahren schließen. Die Geschichte von Marburg begann in frühester Zeit. Auch für die Jungsteinzeit gibt es Belege einer bäuerlichen Gesellschaft, bieten die ansteigenden Hänge genügend Schutz vor dem Hochwasser der Lahn und trotzdem fruchtbaren Boden.
Aus dem frühen Mittelalter sind Reste einer merowingischen Ringwallanlage auf dem nahen Schanzenkopf zu erahnen.
9./10. Jhdt.
Dort, wo sich heute das Schloss auf dem Berg die Stadt überragt, beherrschte schon im 10. Jhdt. eine Turmburg den Schnittpunkt zweier Handelswege. Unterhalb entwickelte sich später eine Stadt, die nach dem Wort für Grenze, Mark benannt wurde. Hier stießen drei Gerichtsbezirke aneinander.
1122
Die Grafschaft Hessen, damals das Gebiet um Kassel und Fritzlar und eben auch Marburg gingen als Erbe an den Thüringer Landgrafen. Um sich gegen das Erzbistum Mainz abzugrenzen, das auch im mittleren und nördlichen Hessen ausgedehnte Besitzungen beherrschte, wurde besonders die Burg in Marburg ausgebaut und durch die Anlage einer Ringmauer verstärkt.
1222
Der Ort wuchs. Erstmals in der Geschichte von Marburg wurde die Stadt 1222 urkundlich erwähnt.
Die heilige Elisabeth
1228
Die Tochter des ungarischen Königs Andreas II wurde, wie damals unter dem hohen Adel üblich, aus machtpolitischen Gründen schon früh in die Heirat versprochen. Ein Glücksfall in der Geschichte von Marburg. Als Vierjährige kam sie 1211 an den thüringischen Hof. Nur zehn Jahre später heiratete sie den Landgrafen Ludwig IV. Der allerdings starb sechs Jahre später 1227 auf einem Kreuzzug und mit 20 Jahren trug Elisabeth den Witwenschleier.
Zu der Zeit hatte sie sich aber schon mehr und mehr den Idealen der christlichen Armut verschrieben, was zu harten Auseinandersetzungen mit der Familie führte. 1228 erhielt sie daher Marburg als Witwensitz mit einigen Ländereien zum lebenslangen Nutzen. Die Familie war froh, sie weit weg zu wissen.
In kürzester Zeit gründete sie ein Hospital mit Hospitalkirche. Sie entsagte dem weltlichen Leben und arbeitete selbst mit im Hospital. Doch leider starb diese junge ungewöhnliche Frau schon nach nur drei Jahren nach kurzer Krankheit.
Ein Besuch an ihrem Grab sollte wundersame Heilungen bewirken. Kranke kamen und Pilger und sorgten mit ihren Spenden und Ablasszahlungen dafür, dass 1232 mit dem Bau einer Kirche auf dem Gelände des Hospitals begonnen werden konnte. Die Kirche zählt heute zu den Hauptsehenswürdigkeiten in Marburg.
1235
Nach dem Elisabeth heilig gesprochen wurde, entwickelte sich Marburg für einige Jahrzehnte zu einem bedeutenden Wallfahrtsort nördlich der Alpen. Kirche und Hospital, inzwischen im Besitz des Deutschen Ritterordens wurde auch aufgrund einer erfolgreichen Leitung zu einem der vermögendsten Häuser des Ordens.
1247-1264
1247 gab es keinen männlichen Erben aus dem Geschlecht der hessisch-thüringischen Landgrafen. Thüringen ging an die Markgrafen von Meißen, aber Hessen wurde vom Erzbistum Mainz beansprucht. Sophie, eine Tochter der heiligen Elisabeth und Witwe des Herzogs von Brabant und Lothringen versuchte ihrem noch minderjährigen Sohn Heinrich den Titel zu sichern. Im Hessisch-thüringischen Erbfolgekrieg konnte sie nach langen Kämpfen zumindest die hessischen Besitzungen für sich behaupten.
1292
Später wurde Heinrich, bis dahin Landgraf, zum Reichsfürsten erhoben.
Während der Kämpfe um Hessen galt Marburg als Zentrum, aber zuletzt wurde die Residenz der Grafschaft mehr und mehr nach Kassel verlegt.
Marburger Religionsgespräche
1526
13 Jahre war Philipp I, als er 1517 die Regentschaft in Hessen übernahm. der wissensdurstige junge Mann kam schnell in Kontakt mit der neuen protestantischen Lehre und wurde zum Vorkämpfer der Reformation. Da Marburg damit den Status eines katholischen Wallfahrtsortes verlor, gründete er 1526 in seiner Geburtsstadt die protestantische Universität. Damit gab er der Geschichte von Marburg die entscheidende Wende hin zu einem Standort der Bildung und Wissenschaft, bis heute ein ganz wesentlicher, auch wirtschaftlicher Faktor in der Stadt.
1529
Luther und Zwingli vertraten trotz vieler Gemeinsamkeiten auch unterschiedliche theologische Standpunkte, u.a. zum Abendmahl. Daraufhin lud Philipp in das Marburger Schloss zu den Marburger Religionsgesprächen. Hier sollte auch ein gemeinsames Vorgehen gegenüber der Bestätigung des Wormser Edikts beschlossen werden. Die Differenzen zwischen Luther und Zwingli ließen sich aber nicht beilegen und so kam es zur Trennung in die lutherische und die reformierte Kirche.
Erbstreitigkeiten, Religionsstreitigkeiten, der Dreißigjährige Krieg, wieder Erbstreitigkeiten und der Hessenkrieg führten Marburg im Anschluss immer mehr in die politische Bedeutungslosigkeit.
1807
Währen der napoleonischen Kriege, als Marburg zum Königeich Westfalen zählte, wurden die Festungsanlagen um das Schloss zerstört.
1866
Preußen annektierte Kurhessen und aufgrund des starken Engagements der preußischen Verwaltung erlebte besonders die Marburger Universität einen erheblichen Aufschwung, was zusammen mit dem Ausbau der Garnison der ganzen Stadt zugute kam. Schnell verzehnfachte sich die Zahl der Studenten, die Einwohnerzahl verdreifachte sich. Neue Stadtteile entstanden, neue Brücken führten über die Lahn.
Bei Euch wollen wir wohnen
1939-1945
Nur etwa 4 Prozent der Stadt wurden im Weltkrieg von den Bomben der alliierten Flugzeuge getroffen, darunter besonders der Bahnhof. US-amerikanische Flugzeuge warfen Flugblätter ab, auf denen der Bevölkerung mitgeteilt wurde:
„Marburg und Bad Nauheim wollen wir schonen, bei Euch wollen wir wohnen.“
Bummeln Sie während Ihrer Städtereise durch die Altstadt von Marburg und bewundern Sie die herrlichen Fachwerkhäuser in einer Stadt, in der es ständig bergauf und bergab geht. Unternehmen Sie einen Rundgang zu den Sehenswürdigkeiten in Marburg, die Museen und Ausstellungen. In der Geschichte von Marburg erfahren Sie einiges darüber, wie sich Marburg zu einer bedeutenden Universitätsstadt entwickelte.